Über 25 Jahre Arbeit für Israel in Halle

Die AG Halle-Umland innerhalb der Deutsch-Israelischen Gesellschaft wurde nach längerer Vorarbeit am 21. März 1995 gegründet. Es fanden sich darin unterschiedliche Aktivitäten zusammen, so dass die Arbeit für Israel bzw. die Kontakte von Halle nach Israel bis in die Zeit unmittelbar nach der „Wende“ zurückreichen:

Im Herbst 1989 begannen in allen Parteien die Gespräche zur Neubestimmung des Verhältnisses zwischen der DDR und Israel mit dem Ziel der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Daraus entwickelte sich noch im Herbst 1989 die Bemühungen zur Gründung einer „Gesellschaft DDR-Israel“. Die offizielle Gründungsveranstaltung dafür fand am 31. März 1990 in Berlin statt.

Am 12.4.1990 und 22.6.1990 bekannte die neu gewählte Volkskammer der DDR ihre Verantwortung für Israel und baten die Juden in aller Welt und insbesondere das Volk Israel um „Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigung jüdischer Menschen auch nach 1945 in der DDR“.

Die Initiative zu diesem Beschluss ging vor allem von den Arbeitsgruppen „Kirche und Judentum“ aus, die es in vielen Bereichen der DDR seit 1978 gab, sowie von den „jüdischen Kulturgruppen“, die sich im Umfeld der kleinen jüdischen Gemeinden in der DDR seit Mitte der 80er Jahre gebildet hatten. 1989 kam mit Pfarrer Dr. Detlev Haupt einer der aktiven Vertreter dieser kirchlichen Gruppen von Thüringen nach Halle, der auch in Halle eine solche Arbeitsgemeinschaft bildete. 1990 kam mit Dr. Gunter Helbig als neuem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Halle ein weiterer Vertreter dieser Arbeitsgruppen nach Halle und bemühte sich auch seinerseits um eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für die Belange der jüdischen Gemeinden und vor allem für Israel. Dazu gehörte auch – zusammen mit Frau Gudrun Goeseke – die Aufarbeitung der Geschichte der Hallenser jüdischen Gemeinde und vor allem das Schicksal der aus Halle vertriebenen jüdischen Bürgerinnen und Bürger. Dafür hat sich besonders der Lehrer Volkhard Winkelmann zusammen mit Schülerinnen und Schülern des Südstadtgymnasiums eingesetzt.

Aus diesen Initiativen ging in Halle 1990 die Bildung einer „Arbeitsgemeinschaft der Gesellschaft DDR-Israel“ hervor. Dort trafen sich neben den Initiatoren Dr. Haupt und Dr. Helbig auch Vertreter des Kulturbundes, des Stadtmuseums und andere interessierte und engagierte Hallenser. Es wurden verschiedene Veranstaltungen durchgeführt – u.a. mit Rabbiner Zeev Falk aus Jerusalem und anderen jüdischen Referenten – und eine erste Anne-Frank-Ausstellung im Stadtmuseum Lerchenfeldstraße eröffnet. Dort entstand auch die Einladung von ehemaligen Hallenser jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, die den Holocaust überlebt hatten, nach Halle aus Anlass der Feier der Neugründung der Jüdischen Gemeinde in Halle im Jahre 1693 und die Publikation „300 Jahre Juden in Halle“. Diese Bemühungen wurden verstärkt durch den neuen Oberbürgermeister der Stadt Halle, Dr. Klaus Rauen, der aus seiner Zeit in Bonn viele Erfahrungen und Kontakte nach Israel mitbrachte.

Durch die Verhandlungen über den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland kam es nicht mehr zu direkten Verhandlungen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der DDR und Israel. Im Jahre 1991 schloss sich die Gesellschaft DDR-Israel der in der Bundesrepublik seit langer Zeit wirkenden Deutsch-Israelischen Gesellschaft an, deren Satzung die Bildung von regional organisierten Arbeitsgemeinschaften vorsah. Einige aus der Hallenser Arbeitsgruppe „DDR-Israel“ wie Prof. Dr. Schwab und Dr. Haupt traten schon 1991 der DIG bei, der neue Oberbürgermeister Dr. Rauen war bereits in Bonn Mitglied der DIG geworden. Für die Bildung einer eigenen Arbeitsgemeinschaft innerhalb der DIG bedurfte es mindestens 20 Mitglieder. So fand die offizielle Gründungsversammlung der Arbeitsgruppe Halle-Umland der DIG erst am 21.3.1995 statt. Zum 1. Vorsitzenden wurde Volkhard Winkelmann gewählt. 1996 gab er aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz an Cornelia Zimmermann (Stadtmuseum Halle) weiter. Seit dem 14.1.2004 ist Dr. Haupt (mit einer kurzen Unterbrechung durch die Krankheit und den Tod seiner Frau) Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Halle-Umland.

Mit Beschluss des Stadtrates vom 14.7.1999 trat die Stadt Halle – vertreten durch die/den jeweilige/n Oberbürgermeisterin/Oberbürgermeister – der Deutsch-Israelischen Gesellschaft bei.

In  den zurückliegenden über 25 Jahren wurden sehr viele Veranstaltungen, Ausstellungen, Schülerseminare und Konzerte als Zeichen der Solidarität mit dem Staat Israel in Halle organisiert (die diesjährige Ausstellung im Hallenser Ratshof ist bereits die dritte große Israelausstellung!). Hervorgehoben werden muss dabei der intensive Kontakt mit Josef Kahlberg, der als Sohn des damaligen Hallenser Rabbiners der letzte jüdische Abiturient 1939 in der Latina in Halle war und danach aus Deutschland fliehen konnte und dann bis zu seinem Tode 2006 in einem Kibbutz in Israel lebte. Er kam viele Jahre regelmäßig nach Halle und erzählte vor allem jungen Menschen aus seinem bewegten Leben.

Bei über 25 von ihm organisierten Studienreisen führte Dr. Haupt viele Menschen aus Halle und Sachsen-Anhalt, aber auch aus anderen Teilen der Bundesrepublik nach Israel und stellte so viele Kontakte her. Dazu gehörte auch die langjährige Unterstützung der Behindertenwerkstatt LIFEGATE in der palästinensischen Stadt Beit Jala, in der jüdische Ärzte, christliche Lehrer und moslemische Eltern gemeinsam Kindern und Jugendlichen „Lebensbrücken“ bauen.

Bei der Studienreise im Frühjahr 2006 wurden aus Anlass des Hallenser Stadtjubiläums 1.200 Bäume in Anwesenheit der damaligen Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler und des Vorsitzenden des Stadtrates Harald Bartel im „Hain der deutschen Länder“ im Süden Israels gepflanzt.

Die Arbeitsgemeinschaft Halle-Umland der DIG wird auch weiterhin aktiv für den Staat Israel und den Frieden im Nahen Osten eintreten. Durch die Ausstellung „Die Geschichte Israels“ und die Studienreisen nach Israel setzt die Arbeitsgemeinschaft Halle-Umland der DIG ein bewusstes Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Israel und im Westjordanland, die die Hoffnung auf Frieden nicht aufgegeben haben.